Neuapostolische Gemeinden gehen online

20. Dezember 2021 by Stephan Strittmatter3 Minuten

Neuapostolische Gemeinden gehen online

Einheitliches Streaming von Gottesdiensten ab kommenden Jahr mit Open Source. Aktuell nutzen bereits rund 130 Gemeinden (Stand Dezember 2021) die Übertragungsmöglichkeit von “Hai-End Streaming”.

Eine Kirche ist nicht gerade als ein Ort bekannt, an dem Internet eine Grundvoraussetzung ist. Dies wird sich jedoch - zumindest in den Übertragungsgemeinden - bald ändern. Durch die Corona-Pandemie konnten flächendeckend viele Gottesdienste erst gar nicht stattfinden und wenn, dann auch nur in reduzierter Besetzung. Wie sich in der Zeit der Pandemie gezeigt hat, konnten in vielen Gemeinden durch Übertragungen via Internet aus den lokalen Gemeinden heraus trotzdem Kirchenmitglieder den Gottesdienst aus der eigenen Ortsgemeinde erleben. Mit viel Engagement und Fachwissen haben Freiwillige die Gottesdienste übertragen.

Jedoch sind Videogottesdienste aus der Heimatgemeinde nicht nur in Zeiten von Corona eine Möglichkeit, den Gottesdienst und andere Veranstaltungen aus der eigenen Gemeinde zu erleben. Durch die Übertragung können Senioren, Kranke, Urlauber oder weit entfernte Gäste bei Festgottesdiensten an den Gottesdiensten teilnehmen.

Leider ist das Durchführen der Übertragung für die Verantwortlichen vor Ort im Allgemeinen noch aufwändig und mit viel Know-How verbunden, sodass nicht alle Gemeinden senden können.

Ein neues System

Dies dachten sich auch Mitte des Jahres 2020 zwei Glaubensbrüder und fingen an, eine einfache Lösung zur Gottesdienstübertragung zu entwerfen, die auf die Bedürfnisse der Kirche angepasst ist und einfach steuerbar ist.

Schnell zeigten auch die Kirche und mehrere weitere Freiwillige Interesse an dieser einfachen Lösung.

Als Basis dient der Raspberry Pi, ein Kleincomputer in der Größe einer Zigarettenschachtel, der sowohl in der Industrie als auch bei Bastlern sehr beliebt ist. Die ersten Übertragungen starteten schon im Herbst 2020 mit ersten Prototypen in den Live-Betrieb in einigen Pilotgemeinden, darunter Bochum-Südwest und Bonn-Mitte in Westdeutschland und Urbach in Süddeutschland.

Mittlerweile senden bereits über 130 Gemeinden mit der Lösung Hai-End-Streaming. Hier wurden die kleinen Computer noch mit einem einfachen Gehäuse installiert. Für das Gros der Gemeinden wird aber an einem eigenen 19’’-Gehäuse gearbeitet (Mark II), in dem dann auch alle weiteren benötigten Komponenten integriert sind. Die Tester in den Gemeinden zeigen sich aber begeistert von den einfachen Steuerungsmöglichkeiten der Geräte per Smartphone, so sind z.B. Liedeinblendungen auf einfache Art und Weise möglich, auch das automatischen Starten von Veranstaltungen erfreut sich großer Beliebtheit.

Die Lösung ermöglicht auch das Senden per Telefon, so dass auch Telefonübertragungen ohne großen Aufwand möglich sind.

Gesendet und empfangen werden können die Gottesdienste über das neue IPTV-Portal der Neuapostolischen Kirche, das auch die vollautomatische Ansteuerung der Sendegeräte übernimmt. So haben zum einen Kranke die Möglichkeit, einen Gottesdienst live mitzuverfolgen, zum anderen können auch ohne großen Aufwand Gottesdienste von einer Gemeinde in eine andere Gemeinde übertragen werden.

Zukunftssicher dank Open Source

Nach einem Beschluss der Bezirksapostelversammlung wird der Hai-End-Streaming-Server künftig auch die alten Satellitenreceiver in den Kirchen ersetzen. So ist dann in allen Übertragungsgemeinden ein Gottesdienstempfang sowie - mit wenig Aufwand - auch eine Sendemöglichkeit vorhanden.

Das besondere an der neuen Lösung ist, dass das Projekt “Hai-End Streaming” erstmalig in der Geschichte der Neuapostolischen Kirche von Beginn an als Open Source frei verfügbar ist. Das heißt, jeder kann den Programmcode öffentlich einsehen und somit die Funktionsweise der Geräte nachvollziehen. Jeder, der etwas beitragen möchte, kann die Lösung auch erweitern und ist eingeladen Verbesserungen und neue Funktionen beizutragen: https://hai-end-streaming.de/

Freiwillige Helfer sind immer herzlich Willkommen, sich in der wachsenden Community zu beteiligen. Es werden nicht nur Programmierer benötigt. Da das System in ganz Europa zum Einsatz kommt und bereits weitere Gebietskirchen Interesse bekundet haben, müssen zum Beispiel Texte in verschiedene Sprachen übersetzt werden. Außerdem wird Hilfe bei der Unterstützung der Verantwortlichen in den Kirchengemeinden vor Ort, im Online-Support, Ideen für weitere Verbesserungen oder Hilfe bei der Administration der laufenden Systeme geschätzt.